Es gibt was Neues zu berichten von der Antihormon Therapie-Front, und damit in einhergehend …

… in Sachen „Risikominimierung“ allgemein.
Noch kurz zur Erinnerung: mein Brustkrebs war ein hormonabhängiger Brustkrebs, der zu 95-98% auf Östrogen und Progesteron reagierte, d.h. dass er diese beiden Hormone zum Wachsen brauchte. Da man sich trotz OP, Chemotherapie und Bestrahlung nie sicher sein kann, ob der Körper noch irgendwo heimlich ein paar Krebszellen gebunkert hat, gilt es, alles zu tun, damit diese nicht wieder wachsen und über die Jahre evtl sogar „ausgehungert“ werden. Ob letzteres funktioniert, bezweifle ich, da schließlich auch nach 20 Jahren manchmal noch ein Rezidiv auftritt. Aber versuchen kann und sollte man es natürlich trotzdem.
Der Schlüssel dazu ist demnach, die Hormone nicht mehr zuzulassen. Diese werden zum Einen im Körper gebildet – und dies ist der größere Anteil – und teilweise mit der Nahrung aufgenommen. Im Körper werden die Hormone hauptsächlich in den Eierstöcken gebildet. Zu einem kleineren Teil werden sie auch auch in den Fettzellen des Körpers produziert, aber dagegen kann man erstmal nichts tun.
Ein Teil der Antihormon-Therapie ist also, die Produktion zu minimieren. Dies geschah bei mir durch Spritzen, die die Eierstöcke quasi lahmlegten. Frauen nach der Menopause brauchen dies nicht mehr – aber ich war ja leider recht früh dran mit dem ganzen Krebs-Quatsch.
Für die Hormone, die die Fettzellen produzieren und die über die Nahrung aufgenommen werden, gibt es Tabletten (Tamoxifen), die das Andocken der Östrogene an den Zellen verhindern, einfach indem sie so tun, als wären sie selbst ein Östrogen. Sie kommen ihnen also zuvor und dann ist an der Zelle eben „besetzt“ und das echte Hormon muss dann eben weiterziehen.
Nun zum eigentlichen Thema. Zur Risikominimierung habe ich nun den Schritt gemacht, mir die Eierstöcke und Eileiter entfernen zu lassen. Warum? Hier meine Argumente:
- Es erspart mir (und der Krankenkasse) 4 Spritzen pro Jahr, die es in den Bauch gibt. Nicht erstrebenswert, aber bisher nützlich.
- Es erspart mir Diskussionen in 5 Jahren, wenn laut Standard-Leitlinie meine Antihormon-Therapie endet. Welche Diskussionen? Die Leitlinie ist der Goldstandard in der Behandlung, allerdings natürlich auf Statistiken beruhend. Der Großteil der Brustkrebspatientinnen sind allerdings deutlich älter als ich, sodass sie nach 10 Jahren Antihormon-Therapie definitiv postmenopausal sind. Ich dagegen bin dann 48/49 – da geht noch was…
- Ich möchte keinen Hormonwechsel mehr. 2 Mal im Leben reicht. Die Pubertät ist schon schwierig, aber eher mental. Die Wechseljahre im Schnellverfahren bei der Antihormon-Therapie haben dann doch einige körperliche Auswirkungen, sodass ich sicher bin, dass ich das nicht noch 2 weitere Male überstehen würde.
- Es gibt Brustkrebs, der genetisch bedingt ist, nennt sich BRCA. Dieser bringt auch ein hohes Risiko für Eierstock-Krebs mit. Für Klatsch und Tratsch Begeisterte: das ist der Krebs, wegen dem Angelina Jolie sich seinerzeit die Brüste hat entfernen lassen. Bei Frauen, die jung an Brustkrebs erkranken und wo es bereits einen Fall in Generationen zuvor gab, wird gewöhnlich danach geguckt. Bei mir nicht, weil meine Oma zwar Brustkrebs hatte, aber da schon über 80 war. Nur, wer weiß, ob sie den mit 79 nicht auch schon hatte?? Dann hätte es gezählt. Da ich in der Linie schlicht keine anderen weiblichen Verwandten aufweisen konnte (die Oma ist väterlicherseits), hielt man es nicht für nötig, weil „es gibt keinen weiteren Fall“. Ja, danke, wie auch? Gibt ja aus der Linie nur meinen Vater. Keine Tanten, keine Cousinen, keine Schwestern, nix … Ich bin zumindest nicht sicher, dass es kein BRCA Krebs war und zu Eierstock-Krebs habe ich einen ganz, ganz schlechten Draht (siehe meinen Beitrag mit dem Nachruf vor einigen Monaten).
Deshalb: danke Eierstöcke für’s Bereithalten potenzieller Kinder und für’s fleißige Produzieren von Hormonen, die mir 26 Jahre (und damit mind. 4 zu wenig) gute Dienste erwiesen haben. Jetzt möchte ich euch aber nicht mehr haben, darum: tschüß!
Vor 2,5 Wochen war es soweit. Dazu mehr im nächsten Beitrag.