Das soziale Leben

Viele denken bei Autismus oft, dass der gewöhnliche Autist am liebsten allein zu Hause sitzt. Abgesehen von der Frage, was ein …

… gewöhnlicher Autist ist, kann man das eigentlich so nicht sagen. Aber der Reihe nach.

Einen gewöhnlichen Autisten gibt es natürlich nicht. Nicht umsonst heißt es auch „Autismus-Spektrum“. Eine Generalisierung ist also nicht möglich – so wie das auch bei anderen Personengruppen nicht funktioniert. Es gibt aber in etlichen Punkten Verhaltensmuster oder Denkmuster, die sich in bestimmten Personengruppen häufen – so auch im Autismus-Spektrum.

Dieser Tage ist das soziale Leben oft Thema in den Medien, aber auch in privaten Gesprächen – einfach, weil es derzeit ziemlich eingeschränkt ist. Vielen – egal welchen Neuristatus‘ – wird jetzt erst bewusst, was man an anderen Menschen hat. Wenn man sonst vielleicht manchmal nicht weiß, ob man nach Treffen mit A und B unter der Woche am Wochenende noch Lust auf Besuch von C hat, würde man jetzt vermutlich nicht mehr so zögern.

Und ich denke, das geht auch vielen Autisten so. Denn die meisten Autisten, die ich kenne, sind durchaus gesellige Menschen. Zwar ist auch alleine irgendwo hocken kein Problem, aber in dosiertem Maße sind soziale Kontakte nicht nur tolerierbar, sondern werden von vielen auch genossen. Dabei ist Überschaubarkeit wichtig und ausreichend Zeit alleine zwischen den Treffen. Manche brauchen auch bei Treffen zwischendurch mal 10 Minuten für sich.

Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich Treffen mit Freunden und Familie mag – so bis zu 6 Leuten sehr gerne auch hier bei uns. Bei mehr geht es auch, aber da bin ich oft überfordert mit dem Überblick, mit Gastgeber sein und sich kümmern und parallel für das leibliche Wohl sorgen. Da wird es zu unübersichtlich, mehrere Leute wollen was, es muss irgendwas am Essen gemacht werden, usw. Das heißt, je größer die Gruppe, desto ungezwungener sollte der Rahmen sein, oder es sollte woanders stattfinden. Denn auch große Familienfeiern in Gaststätten o.ä. mag ich durchaus von Zeit zu Zeit. Allerdings brauche ich danach definitiv einen Tag Auszeit. Als ich noch gearbeitet habe hieß es also bei Familienfeiern an Sonntagen: Montag frei nehmen.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass man nicht pauschal davon ausgehen sollte, dass Autisten kein soziales Leben haben oder brauchen. Vielmehr muss man dieses dosieren und teilweise die Organisation für den autistischen Menschen übernehmen. Dann können Treffen von alle Beteiligten auch genossen werden.

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