Ich hatte sie schon ein paar Male erwähnt – die Fatigue (frz. für „Müdigkeit“, gesprochen irgendwas zwischen Fatiek und Fatiegö, Betonung auf dem ‚tie‘).
Fatigue beschreibt einen Erschöpfungszustand und kommt tatsächlich nicht nur bei Krebs oder Krebstherapien vor. Tatsächlich gibt es das CFS (Chronisches Fatigue Syndrom) auch als eigenes Krankheitsbild, und auch MS Patienten haben damit zu tun. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das noch nicht alles ist, denn im Jahr 2008 hatte ich eine Infektion, die mit sehr ähnlichen Symptomen einherging.
Die Auslöser der Fatigue sind allerdings jeweils unterschiedlich bei den Krankheitsbildern.
Wie muss man sich das vorstellen mit der Fatigue? Müde ist schließlich jeder Mal. Allerdings trifft es simple Müdigkeit nicht. Auch Erschöpfung, wie man sie vielleicht nach einem ausgedehnten Wandertag verspürt, reicht nicht als Beschreibung. Es ist in der Tat schwer zu beschreiben und schwer abzugrenzen. Ich versuche mich trotzdem daran, es sprachlich zu beschreiben.
Die Erschöpfung ist sowohl körperlich, als auch innerlich spürbar. Erschöpfung und Müdigkeit treten bereits nach Kleinigkeiten auf und lassen sich auch nicht durch ein kürzeres oder längeres Nickerchen beseitigen. Manchmal reicht schon der Weg morgens aus dem Bett über das Bad in die Küche, um sich spätestens nach dem Frühstück wieder hinlegen zu müssen.
Das klingt zunächst widersprüchlich, aber oft kann ich auch gar nicht wirklich schlafen. Das Ausruhen, also etwas lang legen, reicht aber schon aus. Wenn etwas mehr zu tun oder Aktivität anlag, schlafe ich aber durchaus auch länger auf dem Sofa.
Mit Unternehmungen, Terminen, Haushalt, Arbeit usw. muss ich gut haushalten, den Tag also so einteilen, dass nicht 2 Dinge anliegen. Also vormittags Arzt, nachmittags Lymphdrainage ist häufig zu viel. Dann geht an dem Tag nichts mehr im Haushalt oder sonstwo, auch nichts, was vermeintlich kein Aufwand ist und so nebenher geht. Sofa ist dann angesagt. Das hat auch nichts mit faul, bequem oder lustlos zu tun – es fehlt einfach die Energie. Man kann sagen, es ist wie ein Energieabsauger, die Fatigue.
Machen kann man dagegen nicht so viel, zumindest bei der krebstherapiebedingten Version nicht. Die Blutwerte werden zumeist kontrolliert, ob hier eine Ursache liegen könnte. Meine sind allerdings vorbildlich.
Ansonsten soll Bewegung helfen, idealerweise an der frischen Luft. Nur: das erfordert einerseits Regelmäßigkeit, andererseits auch erstmal viel Überwindung, loszulegen, wenn man sich eigentlich total erschöpft und matschig fühlt. Es braucht Organisationstalent und eine Portion Gelassenheit, sich mit der Fatigue zu arrangieren. Und – ganz wichtig: ein verständnisvolles Umfeld!