Zum Weltautismustag heute noch ein weiterer Beitrag von mir.
Manche Mitmenschen reagieren auf die Konfrontation mit meinem Autismus bzw mit der Tatsache seiner Existenz mit Sätzen wie:
- „Ich mag auch keine Neuerungen.“
- „Ich mag auch keine Spritzen.“
- „Mir fällt beim Smalltalk auch oft nichts ein.“
- „Ich habe auch nie mit Puppen gespielt.“
Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.
Fakt ist, dass selbstverständlich viele Schwierigkeiten, mit denen ich zu tun habe, in abgeschwächter Form auch bei neurotypischen Menschen ein Thema sind. Es ist aber trotzdem nicht vergleichbar. Nicht, weil wir Aspies das als „unseres“ beanspruchen wollen.
Es geht zum einen um die Ursache. Neurotypische Schwierigkeiten sind wohl eher eine Sache von Gewohnheiten oder sonstwie erlernt oder anerzogen. Ich dagegen kann manche Dinge nicht, weil mein Gehirn anders verknüpft ist, anders funktioniert…
Ich kann leider auch nicht einfach darüber hinweg gehen oder „mich zusammen reißen“.
Das andere sind die Auswirkungen, die sich unterscheiden. Im Falle von Autismus ist das nicht nur etwas, was nervt, sondern etwas, das entweder direkt körperliches Unbehagen wie „Jucken im Kopf“, Schmerzen im Kopf (z.B. bei Geräuschen oder visuellen Eindrücken), Zahnschmerzen, Übelkeit etc verursacht oder eine ganze Armada an unkontrollierbaren Gefühlen aufwallen lässt. Man kann dieses „Gefühlsknäuel“ nicht steuern. Wut, Verzweiflung, Fluchtgedanken, Schreien wollen – alles trifft zusammen und kann zu einem kompletten äußerlich wie ein Nervenzusammenbruch anmutenden Overload führen.
Insbesondere, wenn mehrere Reize zusammentreffen, ist das Gehirn eines Autisten m.E. schnell überfordert. Je jünger der Autist, desto schwieriger ist es.
Die Kunst und Aufgabe ist also, sich selbst so gut kennenzulernen, um diese sich anbahnenden Situationen nicht erst entstehen zu lassen bzw sich rechtzeitig rauszuziehen. Oft weiß man schon vorher, was schwierig werden könnte und nimmt sich Hilfsmittel (Ohrstöpsel z.B.) oder eine Begleitung mit.
Hinterher möchte ich zumindest einfach nur Ruhe. Berieselung vom Fernseher oder in noch schwierigeren Fällen ein abgedunkeltes Schlafzimmer und ab in mein Bettchen.
Nach allem, was ich weiß, ist es also ein Unterschied, etwas nicht zu mögen oder aufgrund des Autismus mit derselben Sache Schwierigkeiten zu haben.