Kommt ein Aspie ins Krankenhaus…

Wie bereits im Blogbeitrag „Aspie trifft Schalentier – zwischen Diagnose und OP“ beschrieben hatte ich die größten Bedenken vor dem Krankenhausaufenthalt.

Ich war zwar bereits als Kind ein paar

Mal im Krankenhaus, aber das waren andere Krankenhäuser und als Kind wird man auch anders wahrgenommen und behandelt. Insofern konnte ich mir kein Bild im Kopf machen. Dazu die Sorge wegen der Nadelphobie und wegen der Pflasterallergie. Einfach kann ja jeder – bei mir kommt eben viel zusammen.

Ich las viel über die Erfahrungen mit Mastektomien von Betroffenen und besorgte mir entsprechende Kleidung (kurzärmelige Blusen, weil diese einfach besser anzuziehen sind) und noch knielange Sweatshorts, für Jogginghosen war es im Sommer einfach zu warm.

Ich nahm außerdem meine Betäubungscreme mit und war also perfekt ausgestattet.

Die Aufnahme auf Station (und auch in der Verwaltung) war sehr nett. Meine Brustschwester hatte sich vorbereitet auf meinen „Fall“ und auf die Besonderheit mit dem Autismus. Sie war wirklich super lieb. Es war alles top organisiert. Mein Freund durfte überall zum Händchen halten mit, selbst zu einer Untersuchung mit einem radioaktiven Mittel, zu der die Brustschwester selbst immer mal mitkommen wollte und nie durfte. Das war eigentlich auch mit das krasseste. Man bekommt rund um den Warzenhof lauter Spritzen bzw Einstiche mit einem radioaktiven Zeug, das die Lymphknoten zum leuchten bringt. Im OP wird dann Licht ausgemacht und man sieht, welches der Wächter Lymphknoten ist. Der kommt dann raus, wird schnell untersucht und wenn er sauber ist war’s das, wenn nicht, müssen mehr raus.

Meine Zimmernachbarin war auch nett. Die Organisation auf der Station war auch prima. Am nächsten Morgen sollte OP sein. Die Nacht habe ich glaube ich auch ohne Schlafmittel einigermaßen schlafen können. Der Katzenjammer kam aber am Morgen. Mir wurde bewusst „Das ist es jetzt – es ist real, die schneiden mir jetzt die Brust ab und die wird immer ab bleiben. Bis ich sterbe. Es wird nie wieder wie jetzt.“ Ich war ziemlich aufgelöst und habe geheult. Aber ich habe mich auch wieder gefangen.

Long Story short: auch im OP waren alle nett und der Zugang war zwar unangenehm, aber es ging irgendwie.

Als ich aufwachte kam kurze Zeit später der Chefarzt (noch im Aufwachraum). Ich fragte, wie es aussieht, auch was die Lymphknoten machen. Er guckte sehr betroffen, dass der Wächter befallen war und sie deshalb – wie zuvor besprochen – alle rausgenommen haben (19 Lymphknoten haben sie am Ende gezählt). Ich meinte gleich, dass es dann ja wohl doch das Komplettpaket wird, also Chemo, Bestrahlung, etc. Er nickte, meinte man müsse zwar noch auf die Histologie warten, aber vermutlich ja.

Das gleiche erzählte mir die Oberärztin auch noch mal. Die beiden haben die OP gemeinsam gemacht.

Großartig Schmerzen hatte ich nur, wenn ich den Arm bewegen wollte.

Der Augenblick des Abwickelns vom Verband und den Blick auf den Kahlschlag machte mir auch noch Gedanken. Würde ich damit klarkommen? Ich kam klar. Die Neugier siegte und die Narbe ist wirklich eine besten Nähte, die ich je gesehen habe.

Unangenehm wurde das Ziehen der einen Drainage, die bis zur Achsel hochgeschoben war. Aber ich habe es überstanden.

Ich bekam viel Besuch, was ich auch wollte. Meine arme Bettnachbarin hielt ohne mucken durch, obwohl sie mir hinterher sagte, dass es sie doch manchmal genervt hat. Freunde, Verwandte, jeden Tag war wer da, bzw meist in 2 Etappen. Mein Freund sowieso. Meine Eltern auch fast täglich. Die Entlassung nach einigen Tagen war das Geburtstagsgeschenk für meinen Freund: er bekam mich nach Hause… Und ich hatte mein Herzkissen. Das lag schon bei meinem „Einzug“ ins Krankenhaus bereit. Diese Kissen werden von den Landfrauen für Brustkrebs Patientinnen genäht. Sie sind sehr praktisch, man kann damit rund um die Wunden alles gut polstern.

Ich bin mit dem Thema Autismus sehr offensiv umgegangen, d.h. ich habe bei allen Untersuchungen gesagt, was mein Problem ist und es waren alle dann immer verständnisvoll und bemüht, es erträglich zu gestalten. Das habe ich seither so beibehalten.

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