Die Chemozeit

Meine Chemo startete 4 Wochen nach meiner Aufnahme ins Klinikum am Vortag der OP. Von da an war ich immer dienstags zur Chemo. Nur 1

Mal musste verschoben werden, da war ich am Mittwoch oder Donnerstag da.

Die Chemo findet im „Onko-Raum“ statt. Dort stehen 4 Stühle/Sessel, die mit einer Art Bettlaken bezogen sind, also farbig und kuschelig, man kann sich die Sitz- oder Liegeposition einstellen. Daneben kleine Tischchen. Es gibt Zeitschriften, Kaffee, Tee, Wasser – oft auch Kekse. 2 „Notplätze“ gibt es auch noch, die zum Einsatz kommen, wenn es doch mal mehr als 4 Patienten sind oder jemand nur für eine Spritze vorbei kommt. Zum Raum gehört das Büro/kl. Labor für die Onko und eine eigene Toilette.

Ich hatte vor der Chemo mehr Angst, als vor der OP. Es ist schließlich eine Vergiftung des Körpers, wenn auch gezielt. Außer den wirksamen Mitteln gibt es noch allerhand drumherum, um die Wirkungen zu kanalisieren bzw Nebenwirkungen zu minimieren. Kortison, Magenschutz, Blasenschutz usw usf.

Zu Beginn bekam ich eine Kombination zweier Mittel, wovon eines aussah, wie Apérol. Wenn man währenddessen oder später am Tag zur Toilette musste, sah die Pipi auch rot aus. Ist ein wenig unheimlich, wenn man sich überlegt, wo das Zeug alles landet… Diese Chemo bekam ich alle 3 Wochen, insgesamt 4 Mal. 14 Tage nach der ersten Chemo fielen die Haare aus. Da dies ja bekannt ist, habe ich mir vorab eine Kurzhaarfrisur schneiden lassen, was die Sauerei etwas minimierte. Meine Blutwerte haben im ersten Chemoblock (das kombinierte Zeug) in den 3 Wochen immer einen Knick nach unten gehabt und sind dann wieder angestiegen, wenngleich die Kurve sich insgesamt immer weiter nach unten schob. Ich brauchte aber nie eine Spritze, um die Leukozyten wieder nach oben zu pushen. Da ich ja über den Winter die Chemo hatte, mied ich größere Menschenansammlungen und achtete gut auf Desinfektion etc.

Gute 3-4 Wochen nach der 4. dieser Chemos kam ein erster merkbarer Flaum auf dem Kopf zurück, von da an wuchsen die Haare eigentlich recht zügig.

Es folgten 12 Chemos mit einem anderen Mittel. Ich bekam die in Eiweiß gelöste Variante, was die Nebenwirkungen minimierte. Nach 5 Chemos war Weihnachten und ich habe 1 Woche pausiert, um dann einen Endspurt im neuen Jahr zu starten. Hier gab es dann eine Verschiebung, da ich Fieber bekam, weil ich ein Pflaster über meine Narbe klebte. Eigentlich nur kurz. Aber die Pflasterallergie schlug voll zu. Es wurde dick, rot, wie aufgeschäumt – nicht gut für die Narbe. Meine Blutwerte schwankten in diesem zweiten Chemoblock nicht mehr so, gingen aber auch kontinuierlich ein bisschen runter. Zum Jahresbeginn 2017 mied ich dann auch Einkäufe. Ich war ohnehin müde, aber um die Zeit ist immer Grippewelle und das brauchte ich dann echt nicht…

Insgesamt muss ich sagen, habe ich die Chemo ganz gut vertragen. Alle Schleimhäute, von Augen und Mund über Verdauungstrakt bis hin zur „Etage darunter“ haben etwas gemuckelt, aber für alles gab es ein Mittelchen. Übelkeit, an die man ja bei „Chemo“ immer gleich denkt, hatte ich nicht.

Das Kortison, was es im ersten Chemoblock dazu gab, führte zu Wassereinlagerungen und diese wiederum zu „Gewebeschmerzen“, also so, dass schon das Anlehnen an die Rückenlehne vom Sofa weh tat. Anfangs hatte ich Herzrasen nach der Chemo und Heißhunger.

Zum Ende hin wurde ich dann immer müder und der Port bzw die Verspannungen aufgrund der Bewegungseinschränkungen muckelte.

Als dann nach 5,5 Monaten die letzte Chemo durch den Port blubberte, war das ein seltsames Gefühl. Ich war froh, hatte aber gedacht, euphorischer zu sein. Vielleicht, weil es tatsächlich ein „weinendes Auge“ gab. Man hat viele liebe Menschen kennengelernt, zusammen geweint und gelacht. Die Schwester und die Ärztin sind große Klasse – ich habe mich dort trotz Chemo immer wohlgefühlt…

Wir feierten das Chemoende abends trotzdem zu zweit mit Pizza beim Italiener. Passenderweise war Valentinstag, den wir sonst ignorieren 😉

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